Dienstag, 11. April 2017

Heldenplatz; Thomas Bernhard: Die Wiege des Bösen


Thomas Bernhard war ein Querdenker. Ein Mensch, der die Welt verstand, doch die Welt verstand ihn nicht. Tragisch-komischer Gedanke.
Heldenplatz ist ein gewaltiges Buch. Die Charaktere sind zwar etwas platt und esoterisch, doch ihre Gedanken und Wortspiele sind so konfiguriert, dass sie eine Ebene erschaffen, die Gefühle freilassen, die den Leser fesseln, schockieren, elektrisieren und verwirren.

Zugegeben klingen die Dialoge wie Monologe und die Monologe wie Gedanken von Bernhard selbst. Als spräche aus jeder Person Thomas Bernhard.
Nicht zu vergessen ist die Geschichte: Der Inhalt ist düster und infernalisch. Als prägendes Ereignis greift Bernhard jenes aus dem Jahre 38`heraus.
Der Tag an dem die österreichische Bevölkerung frenetisch Hitler am Heldenplatz begrüßte und ihn empfing wie einen Gott.
Dieses laute Schreien der Menge hörte die Frau des verstorbenen Professors immer wieder, wenn sie ihre Zeit in der Wohnung in Wien am Heldenplatz verbrachte. Sie hielt es nicht mehr aus. Konnte es nicht mehr hören. Als sie schließlich beschließen nach Oxford umzuziehen, springt der Professor aus dem Fenster und begeht Selbstmord.
Über dieses Ereignis und dieses Verhalten diskutieren nun alle nahestehenden Mitmenschen des Professors und es entstehen Dialoge, die eine Welt des Prof. darstellen, die kaum Wertvorstellungen manifestierte. Wie auch? Die Welt war eine Scheibe, die alles zermalmte und keine eigenen Gedanken zuließ.
Deprimierend, zerstörend, vergebungslos, Bernhard.



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