Unruhen auf den Straßen. Korruption, Gewalt und die bevorstehende Weltmeisterschaft 2014 dominieren die Gesellschaft in Porto Alegre. Inmitten dieser Krisengesellschaft begegnet uns eine Clique bestehend aus Menschen, die ein divergierendes Leben suchen, fernab von der Moderne. Nostalgisch wünschen sie sich das Jahr vor der Jahrtausendwende zurück, als die Welt noch lebenswert war. Im neuen Jahrtausend gibt es diese Welt nicht mehr. Sie ist vergessen und verloren.
Emiliano, Aurero, Antero und Andrei schrieben in ihrer
Jugend in einem Blog, welchen sie Orangotango nannten. Unbewusst lösten sie
eine Bewegung los, die von vielen Menschen verfolgt wurde. Sie waren provokant,
polarisierten die Thematiken der Zeit und suchten die Wahrheit. Viele Jahre
später merken sie erst, welche Wirkung sie damals auf die Menschen hatten.
Zudem ist aus den einzelnen Protagonisten etwas geworden. Emiliano wurde
Journalist, Aurero Dr. in Biowissenschaften, Antero ein Millionär durch
Marketing und Andrei erfolgreicher Autor. Sie trieben fort in ihre Karrieren und
werden erst wieder Jahre später durch die Ermordung von Andrei zusammengeführt
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive der einzelnen
Figuren beschrieben. Kapitelweise wechselt die Sicht zwischen den drei Figuren,
die ihr Leben reflektieren und die Beziehung zu Andrei (Duke) thematisieren. Ihre
Sprache ist frech und vulgär. Jedoch ist insbesondere die einzige weibliche
Figur, Aurero, im Vordergrund der Geschichte, die die Auswirkungen der neuen
Gesellschaft zu spüren bekommt. In ihr sind die Wehrlosigkeit und die Gesellschaftsbrüche
verkörpert. Während die Aufgaben der anderen Protagonisten in der Aufklärung
des Todes von Andrei bestehen und der Beschreibung der Notstände und
Ausweglosigkeiten. Außerdem instrumentalisieren sie Aurero und helfen einen
enzyklopädischen Einblick in ihr Leben zu gewinnen.
Der Autor Daniel Galera gehört der jüngeren Generation an
und ist 38 Jahre alt. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, übersetzt selber auch
Texte und schreibt Kolumnen für eine Zeitschrift. Seine Stärke in diesem Buch
liegt in der Beschreibung und der Sprache und weniger in der Dramaturgie. Die
Handlung findet nur langsam an Fahrt und bleibt oftmals im Wissensapparat des
Autors stecken. Immer dann, wenn er versucht sein Wissen zu manifestieren,
wirkt es so, als wolle er sich selbst inszenieren und lässt hierbei die
Handlung auf der Strecke. Es steckt sehr viel Potential in diesem Autor. Er
wird mit Sicherheit, in den nächsten Jahren, einige konstruktive Werke
erschaffen. Dieses Buch könnte als Einstiegswerk dienen, um die Sprachergonomie
des Autors kennenzulernen. Wer Handlung und Spannung sucht, wird sie nicht
finden. Literarisch ist es allerdings äußerst gut gelungen.