Über 100 Frauengeschichten, Schlägereien, wilde Partys, Drogen-Nächte
und eine Reise um den gesamten Globus. Schröder hat epische Kapitel für seinen
Lebenslauf kreiert. Wenn man sich am Ende des Lebens an die Highlights erinnern
soll, die das Leben ausgemacht haben, kann Schröder ein bibeldickes Buch
manifestieren. Aber er ist nicht stolz auf sein Leben. Vielmehr bereut er die Odyssee
seiner Lebenstortur. Nachdem er betrunken und high zusammenbricht, zwingt ihn
seine Schwester Esther dazu, sich in Therapie zu begeben. Dr. Schulz bekommt
seine gesamte Lebensgeschichte zu hören und wird von der Geschichte so stark
angezogen, dass sie jegliches Zeitgefühl verliert.
Wer ist dieser Schröder? Nach der Lektüre kann man diese
Frage sehr leicht beantworten. Es ist eine Figur, die über 50 ist und
erfolgreich durch viele Länder mit seiner Band tourte. Zusammen mit seinem
imaginären Begleiter Knirpsi, der ihm immer wieder suggeriert, was er tun und
denken soll. Er fungiert als dunkle Seite in seinem Hirn. Bereits früh wollte
Schröder nicht so sein wie seine hochgebildeten Eltern. Seine Distanz zu seinem
Vater, der Uni-Professor ist, führt ihn zu einem Draufgängerleben. Erste
Sexerfahrungen erlebt er daher erst mit seiner Flucht. Die daraus evozierte
erste Liebe ist zum Scheitern verurteilt. Über Jahre hinweg lernt er das Leben
der Randgesellschaft kennen. Aus diesen Erfahrungen entwickelt er ein eigenes
Bild von der perfekten Frau. Statt süß, intelligent, hübsch und sozial,
entscheidet er sich für verrucht, geil, extrovertiert und abenteuerlustig.
Timo Blunck war selbst erfolgreicher Bassist einer Band und projiziert
seine Erfahrungen auf den Inhalt dieses Buches. Es wirkt selten verstellt und
solidarisiert sich mit einer Authentizität der Texte. Besonderes Augenmerk legt
er dabei auf die 80er Jahre, die für ihn besinnungslose Sexorgien implizieren.
Die Geschichte dreht sich neben zahlreichen Abenteuern,
Sexorgien und Sexlüsten auch um die Erfahrungen der Liebe. Schröder erschafft
sich das Bild seiner perfekten Frau in Sophia, die es meisterhaft versteht sein
Leben in ein Dramastück zu verwandeln. Sie bringt ihn in die kuriosesten
Situationen und drängt ihn ständig zu Entscheidungen, die verlustgeprägt sind.
Während er in Sehnsucht verfällt und die Liebe zu einer Reise macht, die
ständig auf ihren Lebenswegen flaniert, beschäftigt sie sich ständig auch mit
anderen Männern.
Der Schreibstil des Autors ist sehr prägnant. Sein
Ich-Erzähler wirkt ständig authentisch und man kann sich äußerst schnell mit
ihm identifizieren. Leider verliert sich das Buch mit ansteigender Seitenzahl
in Banalität. Schröder verliert viel Sympathie, weil er Entscheidungen wie ein
kleiner Schuljunge trifft. Das Buch beleuchtet ständig neue Zeitepochen und
selbst diese verlieren mit zunehmenden Fortschreiten des Buches an
Bildhaftigkeit und Emotion. Mühsam quält man sich letztendlich bis zum Schluss.
Marcel Reich-Ranicki forderte daraufhin oftmals 200 Seiten
weniger. Diese hätten diesem Buch tatsächlich deutlich mehr Strahlkraft verliehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen