Mittwoch, 22. November 2017

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki - Haruki Murakami - Eine sensible Lebenswelt



Sterben ist einfacher als zu leben. Lange Zeit verfolgt den jungen Studenten Tazaki dieser Gedanke. Einmal ausgebrütet nimmt er verschiedene Formen an und wächst und gedeiht. Das Einzige was ihn davon abhält, ist das Fehlen einer Todesart. Ein halbes Jahr lang verbringt er in einer fremden Hülle - einer fremden Gestalt, bis er sich letztlich ausgebrütet - neu formiert. Ein komplett neuer Mensch wird.

16 Jahre später hat Tazaki erfolgreich Architektur explizit für Bahnhöfe studiert. Zurückgezogen in einer Wohnung, die er vererbt bekommen hat, lebt er ein sorgenloses Leben. Bis er Sara begegnet. Plötzlich nimmt sein Leben bedeutende Formen an. Er sieht einen neuen Sinn, welchen er nicht mehr aus den Augen verlieren will. Sara fühlt zunächst dasselbe. Mit der Zeit jedoch merkt sie, dass ihn etwas tief sitzendes bedrückt. Ein tiefer Stachel der Vergangenheit. Aus diesem Grund will sie erst über eine Beziehung nachdenken, wenn er die Geister seiner Vergangenheit besiegt hat.


Haruki Murakami ist ein weltweit bekannter Autor, der immer wieder im Gespräch ist für den Literaturnobelpreis. Er hat zahlreiche Preise bereits gewonnen und steht mit seinen Büchern jedes Jahr auf den Bestsellerlisten. Vor allem mit den Pilgerjahren des farblosen Herrn Tazaki sorgte er für öffentliches Ansehen.


Das Farblose ist nämlich ein Kernpunkt der Geschichte. Tazaki wuchs in der oberen Mittelschicht auf. Zusammen mit seinen vier Freunden bildeten sie eine unzertrennliche und überdimensionale Gang, die alles miteinander teilte und alle Erlebnisse nur zusammen in der Gruppe durchmachte. Sie waren ein Band, welches nur zusammen fest blieb. Tazaki unterschied vom Rest der Gruppe, dass er in seinem Nachnamen keine Farbe als Bedeutung hatte. Von Anfang an hemmte ihn dieses Handicap. Er fühlte sich nicht als gleichrangig. Als einziger ging er in eine Großstadt studieren. Alle anderen blieben in der Nähe, um als Gruppe zusammenzubleiben. Als er eines Tages heimkehrte, meldeten sie sich nicht mehr bei ihm und teilten ihm mit, dass sie nichts mit ihm zu tun haben wollen und er wisse auch wieso.Tazaki wusste es jedoch nicht. Er erfuhr es nie. Bis er sich 16 Jahre später durch Sara gezwungen sah, die Wahrheit herauszufinden.


Es ist ein sehr gut geschriebenes Buch mit einer tragischen Figur, die nie ihr Leben auskosten konnte, weil das Selbstbewusstsein zu gering ausgeprägt war. Die fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft und die fehlende Nächstenliebe zeichnen die Figur Tazaki und bieten ihr viel zu spät Antworten des Lebens, was zur Folge hat, dass die Suche nach dem Glück im Leben sehr lange hinter verschlossenen Türen bleibt. Tazaki hat viel Talent. Jedoch ist die Sprache und die Qualität bei weitem nicht reif für einen Literatur-Nobelpreis.

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